Auf der Suche nach einem neuen, zweiten Repetiergewehr hatte ich mich für die Repetierbüchse Evolution Luxus in Kaliber 7×64 von Antonio Zoli entschieden. Sie sollte  meinen guten Custom Mauser 98 in 9,3×62, der mich treu seid vielen Jahren überall hin jagdlich begleitet hat, ergänzen und als Ansitzwaffe genutzt werden.

Bei meinen Jagdwaffen bevorzuge ich bewußt ein klassisches Erscheinungsbild –  den derzeitigen Trend, Jagdwaffen äußerlich ein eher martialisches  “Tactical“ Aussehen zu geben, möchte ich persönlich nicht mitgehen. Lochschäfte, Plastikbauteile, Schalldämpfer, mattierte Oberflächen, kurze dicke Läufe oder Weaverschienen mögen für manchem Jäger praktische Vorteile bieten, ich möchte jedoch ohne sie auskommen. Wichtig  sind sind mir hingegen ein ergonomisch gerader Jagdschaft aus gutem Holz, ein solide gefertigtes Ganzstahlsystem, ein gut bedienbarer – genügend  langer  – Kammerstengel, ein sauberer leiser Schlossgang und guter Abzug sowie eine gute Präzision.

Alles dies ist bei der Repetierbüchse Evolution Luxus von Antonio Zoli vorhanden.

Es galt nun eine geeignete Optik zu finden. Mein zukünftiges Zielfernrohr sollte sowohl zum klassischen Design meiner Büchse passen als auch mit seiner optischen Leistung überzeugen. Die Vielfalt des Angebots von Zielfernrohren ist mittlerweile gewaltig.

Hat man allerdings einen gewissen Anspruch an das Äußere seines Zielfernrohrs, reduzieren sich die Möglichkeiten bereits. Für mich darf das Glas nicht wie ein Fremdkörper auf der Waffe wirken, es muss schon einigermaßen zu deren Linienführung passen, nicht überdimensioniert sein. Es verträgt sich für mich nicht mit dem Design einer klassischen Jagdbüchse, wenn  Zielfernrohre für die Leuchtpunkttechnik extra Ausbuchtungen und Schalter für die Leuchtpunkttechnik sichtbar am Okular haben, ich wünsche mir dies unauffällig im seitlichen Verstellturm integriert.

Unter den nach diesen Kriterien möglichen Zielfernrohren interessierte mich von Anfang an das Leica Fortis 6 2-12 x 50i, weil ich aus meinen Erfahrungen mit den Fotoprodukten Leica als qualitativ herausragenden Optikhersteller sehr schätze, ich bereits zwei Ferngläser von Leica besitze  und  nicht zuletzt, weil das Fortis gerade ziemlich neu auf dem Markt war. Vom Äußeren entsprach es zwar nicht ganz meinen Wunschvorstellungen – mich stört der übermäßig große und rote Leica Punkt aus  Kunststoff auf dem Verstellturm und die mattglänzende Oberfläche des Glases passt nicht wirklich zur Laufoberfläche meines Repetiergewehrs – aber der Gesamteindruck passt.

Mitte der Neunziger Jahre hatte ich für die Tagjagd ein Leica BA 8×32 und in den 2000er Jahren ein Ultravid 8×50 angeschafft. Beide Gläser sind immer noch wunderbar und auf einem sehr guten Niveau. Allerdings wird im direkten Vergleich zu ihren aktuellen Nachfolgern für mich deutlich erkennbar welchen Fortschritt die Entwicklung der Optik in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat. Die aktuellen modernen Gläser liefern ein im Vergleich schärferes, dreidimensional wirkendes Bild, wobei sich einzelne Bilddetails in der Schärfe wunderbar heraus selektieren lassen.

Deshalb hatte ich bei der Bestellung des Fortis eine gewisse gespannte Erwartungshaltung bezüglich einer verbesserten Abbildungsleistung. Nach Lieferung des Fortis habe ich es gleich für eine entsprechende Begutachtung  auf ein Stativ geklemmt. Bei der ersten Durchsicht fiel mir sofort auf: Das Fortis liefert ein sehr helles und sehr scharfes  Bild. Meine Erwartungen wurden also nicht enttäuscht. Ich war sehr gespannt wie es sich auf der Büchse beim Zielvorgang bewähren würde  undwollte das Glas baldmöglichst auf die Büchse montiert bekommen.

Für das Gesamterscheinungsbild einer Büchse mit montiertem Zielfernrohr ist die Art der Montage von entscheidender Bedeutung, ich mag an dieser Stelle kein grobes Zeug oder verschachtelte Bauteile. Das Zielfernrohr muss auf der Waffe quasi schweben, die Montage sollte optisch nicht aufdringlich sein. Mir persönlich gefällt auf einem klassischen Repetiergewehr ein Glas ohne Schiene mit Ringen montiert am Besten. Dies erlaubt einen niedrigen Aufbau und wirkt deutlich eleganter als es bei einem Glas mit Schiene der Fall ist, weshalb ich mir das Fortis auch ohne Schiene bestellt hatte und nicht die Version mit Z Schiene. Aus meiner beruflichen Praxis am Schießstand kenne ich diverse Montagen – meine persönliche Lieblingsmontage ist die Kontra Einhakmontage von Ziegler Präzisionsteile. Ihr Design ist elegant, sie lässt sich dank ihrer komplett vorgefertigten Bauteile ergebnissicher montieren, ist beim Auf- und Absetzen des Glases einhändig bedienbar, stoßfest und traumhaft wiederholgenau. Diese Montage ist mit Kosten von 600-800€ nicht unbedingt etwas für Sparfüchse, aber sie ist mir aufgrund ihrer Eigenschaften das Geld wert.

Obwohl ich die Ziegler Kontra Montage auch schon selbst montiert habe, überlies ich im vorliegenden Fall den Aufbau lieber dem erfahrenen Büchsenmacher Johann Butzer, da mir der hier notwendige gekröpfte Vorderfuß fehlte und mir sein fachgerechter Einbau mangels Erfahrung persönlich etwas zu heikel war. Leider gibt Leica außer der Gesamtlänge und Rohrdurchmesser  nirgendwo die kompletten Maße der Rohrgeometrie an – man muß sie also im Einzelnen ausmessen. Das erschwert etwas den Bestellvorgang von Montageteilen wie beim Vorderfuß, wenn es um die Bestimmung der Kröpfungslänge geht. Gücklicherweise hatte J. Butzer aber das passende Bauteil zur Hand. Die Montage gestaltet sich aufgrund der von Ziegler vorgefertigten Bauteile problemlos. Ziegler liefert einen Zentrierstift um die Haken in der verschließenden vorderen Basis der Kontra Montage optimal auszurichten. Alle Schrauben werden mittels Drehmoment Schraubenzieher über Kreuz gleichmäßig angezogen. Mittels Messuhr und Fühler kann man nach erfolgter Montage überprüfen, wie groß der Versatz des Zielfernrohrkörpers im Verhältnis zur Systemhülse der Büchse beim Öffnen der Montag ist. Optimal montiert sollte er Zeigerausschlag der Uhr dabei nicht mehr als 2/100stel Millimeter betragen und beim Schließen wieder in die Ausgangsposition zurückkommen.

Bei unserem Test war der Ausschlag des Zeigers kaum sichtbar. Also alles Bestens.

Nach erfolgter Montage musste ich natürlich gleich zum Schießstand um das Gewehr wenigstens grob einzuschießen. Beim Ausrichten der Büchse auf die 100m Scheibe und den ersten konzentrierten Blicken durch das montierte Leica Fortis wurde für mich  die helle und scharfe Abbildungsleistung dieses Glases erst wirklich wahrnehmbar. Über alle Vergrößerungen liefert das Fortis ein sehr klares Bild, weshalb das Beobachten und Anvisieren mit diesem Glas ein besonderes sicheres Gefühl erzeugt und nicht zuletzt Freude macht.

Zum ersten Einschießen benutzte ich RWS CineShot Kaliber 7×64 – 9 Gramm Geschossgewicht

Bei neuen Büchsen reinige ich den Lauf während der ersten 20 Patronen nach jedem Schuss, nach meiner Erfahrung fördert das die Präzision. So auch diesmal: Nach dem korrekten Einrichten des Absehens gelang mir das gezeigte Schussbild – wobei ich vor und nach jedem Schuss das Glas abgenommen und wieder aufgesetzt habe.

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