Tag 1: Revier Kutina
Schon früh am Tag brachten uns die Fahrzeuge des Jagdreiseveranstalters in das Revier Kutina. Eine halbe Stunde dauerte die Fahrt durch kleine verschneite Dörfer, bis wir mit dem Pächter Marian Balasko und seinen Mitjägern des Reviers Kutina in einer Jagdhütte zusammentrafen. Es gab Tee, Kaffee, heiße Brühwurst, Rohgemüse, Brot und das traditionelle Ajvar (Gemüsekaviar). Nach einer guten Stunde wurde zum Sammeln der Jäger geblasen und die Ansprache mit den Freigaben gehalten. Danach teilten wir uns in Gruppen auf und fuhren in einen Abschnitt des rund 8.000 Hektar großen Reviers.
Das erste Treiben dauerte bis 12 Uhr mittags, respektive bis die Schützen von den kroatischen Abstellern abgeholt wurden. Den abgestellten Schützen präsentierte sich eine frostig-kalte Winterlandschaft, wie sie auch der Wetterbericht zuvor schon angekündigt hatte. Nach einer kurzen Weile waren die kroatischen Treiber mit ihren weithin vernehmbaren Rufen zu hören, dazwischen erklangen Hörner, die den eingesetzten Bracken Orientierung geben sollten. Und ebenso schnell fielen die ersten Schüsse. Einzelne, aber auch ganze Serien. Gegen Mittag trafen die einzelnen Gruppen wieder bei den abgestellten Fahrzeugen ein. Nicht wenige der Schützen trugen bereits den Erlegerbruch an Hut, Mütze oder Kappe. Und nur wenige hatten in diesem ersten von sechs Treiben keinen Anblick oder Anlauf gehabt. Während die kroatischen Mitjäger das erlegte Schwarzwild versorgten, ließen sich Gäste und Treiber zu einem deftigen Mittagessen in der Jagdhütte nieder. Alle eingesetzten Hunde waren wieder zurück bei den Hundeführern, zwei der treuen Helfer mussten tierärztlich versorgt werden und fielen für die weitere Jagd aus.
Das Nachmittagstreiben findet in einem entfernteren Revierteil statt. Einige Gäste werden in langer Reihe mit dem Hinweis, nur nach vorn oder hinten zu schießen, abgestellt, andere sichern Rückwechsel oder Waldränder. Wieder vernehmen wir das laute Treiben der Kroaten. Dann: ein Mordsgetöse im Bruch! Ein starker Keiler läuft die lange Schützenreihe an, wird mehrfach gefehlt und bleibt zwischen den Schützen stehen. Ein Moment, den die Jäger in nächster Nähe wohl ihr Lebtag nicht vergessen werden. Anschließend fallen weitere Schüsse, es kommen einige Sauen und Füchse zur Strecke. Eine stärkere Sau muss nach dem Abblasen aus einem Fluss geborgen werden, in den sie auf ihrer Todesflucht gestürzt war. Der erste Jagdtag endet am lodernden Feuer vor der Jagdhütte in Kutina mit regem Austausch über die Erlebnisse im Treiben.
Tag 2: Naturpark Lonjsko Polje
Heute warten zwei Treiben in einem der größten und am besten erhaltenen Feuchtbiotope Europas auf uns. Hier bejagt ein anderer Verein gerade einmal zehn Prozent von insgesamt über 50.000 Hektar Gesamtparkfläche. Der Pächter aus Kutina und einige seiner Mitjäger begleiten uns als Schützen und Treiber. Auch dürfen sich die Jagdgäste wieder auf ein reichhaltiges Frühstück freuen. Nach Ansprache und Gruppeneinteilung fahren wir mit den eigenen Fahrzeugen zu einem Sammelplatz am Rande des Parks. Hier steigen sämtliche Gäste auf zwei bereitgestellte Schlepper mit geräumigen Anhängern um. Im Park bietet sich den Schwarzwildjägern ein beeindruckendes Bild: Ein Gelände mit kilometerlangen Schneisen, die weite Flächen mit dichtestem Unterholz umschließen. Ein jagdlich vielversprechender Anblick. Da die Schlepper in diesem Park auch forstwirtschaftliche Arbeiten verrichten, stört sich das Wild nicht mehr an ihnen. Nach einer halbstündigen Fahrt entlang eines Dickungskomplexes werden die ersten Schützen abgestellt. Wie groß der Abschnitt ist, der hier bejagt werden soll, ist schwer zu beurteilen, aber er wird an drei Seiten abgeriegelt.
Schon wegen der Größe der Fläche dauert es diesmal eine Weile, bis die Jäger die Treiber vernehmen. Schon fallen die ersten Schüsse. Die Sauen liegen locker und überfallen aus dem Unterholz kommend mit lautem Getöse die Schneisen. Bis zum Mittag kracht es an einigen Stellen gewaltig. Es kommen einige Sauen zur Strecke, auch etliche Stücke von beachtlichem Gewicht. Wir hocken gerade mittags im lebhaften Gespräch bei einem Imbiss mit viel Fleisch, Speck, Brot und heißem Tee beieinander, als plötzlich eine Rotte Sauen in einer der Schneisen auftaucht und zu brechen beginnt. Das Nachmittagstreiben ist ähnlich organisiert wie das am Morgen und dauert bis zum Einbruch der Dämmerung. Neben rund dreißig Sauen kommen auch freigegebene Goldschakale zur Strecke. An den offenen Lagerfeuern stehend, gönnen wir uns anschließend das erste Bier des Tages oder ein, zwei Gläser des in Kroatien beliebten Spritzers (Weißweinschorle). Bis in die Dunkelheit hinein wird Wild geborgen und zum Streckenplatz gefahren. Nachdem die Strecke gelegt und das Wild geehrt ist, erreichen wir das Hotel, in dem wir nach einer heißen Dusche den erlebnisreichen Tag Revue passieren lassen.
Tag 3: Wieder im Revier Kutina
Am dritten und letzten Jagdtag sind wir mit zwei Treiben nochmals im Revier Kutina. Wieder begrüßt Pächter Marian Balasko alle Gäste auf das Herzlichste, wieder stärken sich alle mit einem deftigen kroatischen Frühstück. Das erste Treiben des Tages umschließt eine gewaltige Naturverjüngung. Einige Schützen stehen in einer Schneise mittendrin, andere rundherum verteilt im Hochwald. Am Vorabend wurden diejenigen Jagdgäste, die aus unterschiedlichen Gründen noch kein Waidmannsheil hatten, für die „Hotspots“ dieses Tages eingeplant.
Kurz nachdem alle Jäger abgestellt sind, klingen die mittlerweile vertrauten Laute der Kroaten aus den jungen Buchenbeständen. Aufgeregten Rufen der Treiber und scharfem Hundegeläut folgen erste Schüsse im Hochwald. Wieder fallen ganze Schussserien. Gejagt wird bis zum Mittag. Keiner zählt die Schüsse, aber als sich die Gäste nach dem Treiben wieder an den Fahrzeugen einfinden, stellt sich heraus, dass die wenigen Jäger, die bislang kein Stück erlegen konnten, nun auch Waidmannsheil hatten. Und so beginnen wir fröhlich und allseits zufrieden nach dem Mittagessen in der Jagdhütte das sechste und letzte Treiben dieser Reise. Bejagt wird diesmal der rückwärtige Bereich des Vormittagstreibens, eine von Brombeeren überwucherte Ruinenlandschaft, die der Bürgerkrieg hinterlassen hat. Als die in Gruppen eingeteilten Jäger die Fahrzeuge auf einem Plateau verlassen, um auf Schneisen im umliegenden Hochwald Stellung zu beziehen, werden sicherlich einige an die schweren Kriegsjahre in diesem schönen Land zurückgedacht haben.
Doch auch hier beweisen die kroatischen Treiber mit ihren Hunden wieder unglaublichen Elan. So finden sie tatsächlich Schwarzwild in den dichten Brombeeren, das die Hunde schnell auf die Läufe bringen. Erneut kommen einige Sauen zur Strecke, erlegt von einem französischen sowie von deutschen, kroatischen und englischen Jägern, die sich in dieser Jagdgemeinschaft zusammengefunden haben.
Beim letzten abendlichen Streckelegen steht nicht wenigen ins Gesicht geschrieben, wie schwer ihnen der Abschied von Kroatien und den neu gewonnenen Freunden fallen wird. Während der vergangenen Tage wurde nicht nur Strecke gemacht, sondern auch miteinander gegessen, gelacht und getrunken. So manche Flasche machte nach den Treiben die Runde, und so manches „Horrido“ wurde zur Freude der kroatischen Jäger zum Besten gebracht. Bevor wir ins Hotel fahren, bekommt der Cheftreiber das gesammelte Trinkgeld. Nach Dusche und Abendessen teilt sich die Gruppe auf in diejenigen Gäste, die früh aufstehen müssen, und diejenigen, die einen späteren Flug gebucht haben. Die einen bleiben für einen Schlummertrunk an der Hotelbar, die anderen möchten an diesem Samstagabend noch ins Nachtleben der kroatischen Kleinstadt eintauchen.