Kurz vor Weihnachten wurde das Wetter endlich kälter. Finstere, graugelbe Wolken kündeten den ersten Schnee an, der bei uns Zuhause als Graupel herunterkam, in unserem Revier jedoch für eine erste durchgehende Schneedecke sorgte. Wir freuten uns sehr über die weiße Pracht, ist doch der erste Schnee im Revier immer etwas ganz Besonderes.

Das Wild reagiert anfangs noch sehr zurückhaltend und vorsichtig auf die ungewohnte weiße Pracht und die helleren Lichtverhältnisse in der Nacht und verlässt daher erst spät seine schützenden Einstände. Gerade das Schwarzwild ist dann besonders heimlich und zeigt sich mitunter erst einmal gar nicht mehr. Jetzt suchen die Sauen trockene Plätze in Fichtenschonungen oder Brombeerhecken auf, dort, wo es für sie warm und trocken ist, und lassen sich regelrecht einschneien. Erst wenn der Hunger zu groß wird, verlassen sie ihren warmen Kessel. Nach ein paar Tagen jedoch hat sich das Wild an die neuen Wetterbedingungen gewöhnt und zeigt sich wieder in der gewohnten Weise im Revier. Kalt war es in dieser Nacht gewesen. Ein eisiger Wind fegte über die Felder und ließ den Schnee verharschen. Erst gegen Morgen beruhigte sich das Wetter, bald würde fahler Sonnenschein durch die letzten Wolken sickern und ein wenig Wärme verbreiten. Am Nachmittag möchte ich einen Spaziergang durchs Revier machen und ein wenig nach den Spuren schauen. Warm eingepackt, nehme ich meine alte Setterhündin Abby mit. Sie ist jetzt fast 13 Jahre alt – grau ist sie geworden, und das Augenlicht ist nicht mehr das beste. Doch ihre alten Knochen sind noch fit, und sie genießt die Spaziergänge allein mit mir durch den Wald sehr.

Ich nehme meine Waffe mit, verspreche mir aber nichts. Von der Jagdhütte aus, die bei uns im Revier direkt am Waldrand steht, haben wir einen traumhaften Blick über die Felder. Der Schnee glitzert in der tief stehenden Sonne, und an manchen Stellen haben Rehe den Boden freigekratzt, um an das gefrorene Grün der Felder zu gelangen. Auf dem Wildacker, den wir dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Landwirt neu angelegt haben, lassen die verblühten Sonnenblumen traurig ihre Köpfe hängen. Alles ist braun und vertrocknet, und doch bieten solche Flächen gerade im Winter dem Wild noch Deckung und Nahrung.

Die Sonne steht schon tief am Himmel, lange würde es nicht mehr dauern, bis die Dämmerung einsetzt. Ich drehe mich nach links und kontrolliere die Wiesen unterhalb der Hütte – nichts zu sehen. Ich lasse meine Hündin frei laufen. In gewohnter Manier sucht sie die Wiesen systematisch in großen Schleifen ab, ein wenig schwerfälliger und langsamer als früher, aber immer noch elegant und geschmeidig. Mit hoher Nase und in großen Galoppsprüngen nimmt sie eine Schleife nach der anderen, und es ist für mich eine wahre Freude, mitanzusehen, wie viel Spaß sie daran hat. Ich will sie gerade zu mir zurückpfeifen, als sie in der Nähe eines alten Zaunpfahls abrupt in der Bewegung verharrt. Hier ist das Gras ein wenig höher, und irgendetwas muss dort wohl sein, sonst würde sie nicht felsenfest dem Zaunpfahl vorstehen. Ich gehe näher heran, und urplötzlich rennt ein Hase los. Abby schaut ihm nur hinterher – auch ein Vorteil ihres Alters. Früher hätte sie ihm wahrscheinlich nachgesetzt, und ich hätte sie zurückpfeifen müssen, heute ist sie mittlerweile so abgeklärt und erfahren, dass sie für eine Extrarunde, die sie ohnehin verlieren würde, keine Kraft mehr verschwendet.

Ich leine Abby an und schlage einen verschneiten Feldweg ein. Hier ist es ein wenig geschützter, eine hohe Böschung hält den Wind ab, und mit ein wenig Glück steht ja vielleicht bereits das Rehwild draußen. Ich werde langsamer und vorsichtiger, das Knirschen, das der verharschte Schnee unter meinen Füßen verursacht, klingt überlaut in meinen Ohren, doch ich habe mich ganz umsonst angestrengt. Die Wiese ist leer. Doch dann stutze ich kurz. Ein paar dunklere Punkte kann ich unten in der Senke mitten auf der Fläche erkennen. Ein kurzer Blick durchs Fernglas genügt, es ist eine Kette Rebhühner, die hier auf dem Feld unter dem Schnee nach Nahrung suchen. In den letzten zwei Jahren haben wir keine Rebhühner mehr bei uns im Revier gesehen, und umso mehr freue ich mich, dass wir dieses Jahr anscheinend wieder welche haben. Das Rebhuhn gehört zwar zu den jagdbaren Arten, wird aber von der Jägerschaft freiwillig von der Jagd verschont, denn der Bestand ist nach wie vor stark rückläufig. Ob es jetzt unsere Hegebemühungen sind oder ob sich die Witterungsbedingungen dieses Jahr einfach als günstiger für das Rebhuhn erweisen, ich weiß es nicht. Dennoch freut es mich sehr, diesen seltenen Gast wieder im Revier zu wissen.

Mein Weg führt mich in Richtung Waldrand. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen den Schnee in ein güldenes Licht, als ich plötzlich rechts von mir ein Rascheln höre. Abrupt bleibe ich stehen. Meine Hand greift zum Fernglas, doch in den jungen Buchen kann ich nichts erkennen. Ob ich mich verhört habe? Ich will gerade weitergehen, als vor mir ein Fuchs meinen Weg kreuzt und über die Wiese schnürt. Noch bevor ich reagieren kann, ist er bereits weg und im Wald verschwunden. Ich laufe weiter in den Wald hinein. Es kommt mir so vor, als ob meine Schritte so laut wären, als könnte man sie sogar unten im Dorf hören, und doch gehe ich weiter. Zu schön ist dieser Spaziergang durch den winterlichen Wald. Der Wind frischt wieder auf und streicht mir übers Gesicht – die Kälte kriecht langsam an mir hoch.

Noch um die nächste Ecke herum, dann würde ich den Heimweg einschlagen. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, keine 100 Meter vor mir steht ein Reh am Wegesrand und äst von den Brombeerblättern. Es hat mich nicht mitbekommen, der Wind steht günstig. Abby reckt schnuppernd ihre Nase, und ihr Körper erstarrt. Ihre Zähne klappern leise, und das ganz sicher nicht, weil ihr kalt ist. Ob sie noch etwas sieht? Ich weiß es nicht … Ob sie etwas riecht? Sicherlich. Vielleicht spürt sie auch einfach meine angespannte Haltung. Ich überlege fieberhaft, wo ich eine gute Schussposition finden könnte. Rechts am Wegrand ist ein alter Holzpolter, dahinter könnte ich es schaffen und darüber anlegen.

Vorsichtig, ganz vorsichtig nähere ich mich dem Holzstapel. Das Reh wirft kurz auf und äugt in meine Richtung, und ich verharre wie eingefroren in meiner unbequemen Position. Ich wage kaum zu atmen, doch dann äst es weiter, und ich schaffe es, mich für einen sicheren Schuss halbwegs bequem einzurichten. Ich gehe in Anschlag, als urplötzlich ein junger Bock auftaucht und sich vor das Schmalreh stellt. Noch zwei oder drei Sekunden bleiben beide nebeneinander stehen, dann ist die Situation vorbei. In hohen Sprüngen verschwinden Bock und Schmalreh im angrenzenden Wald. Lange noch kann ich ihre Schritte im verharschten Schnee hören, bis sie immer leiser werden und schließlich ganz verklingen. Ich streichle meinen Hund. Welch ein herrlicher Jagdtag!

Produktinformationen

Wärmebildkamera

Leica Calonox View

Entfernungsmesser

Leica Geovid 8×56 Pro

Zielfernrohre

Leica Fortis 6 2-12x50i

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