In Spanien hat sie die Bedeutung, die die Drückjagd in Frankreich einnimmt – sie ist eine Institution. Machen wir uns auf, die Monteria zu entdecken, eine Form der Jagd, die auch viel Kritik erntet… nicht zuletzt aus Unkenntnis.

Das letzte Februar-Wochenende beendet die Saison der Hochwildjagd auf der Iberischen Halbinsel. Diese Jagden gehen mit einer sehr hohen Erwartungshaltung einher – ja, gar mit einer fiebrigen Anspannung bei denjenigen, die das Monteria-Virus in sich tragen. Aber dieses Fieber stößt auch auf heftige Kritik. Hier vermischen sich Missgunst, ethische Ansätze, Egozentrismus und sicherlich ist auch Ignoranz mit im Spiel. Geschmäcker sind verschieden. Jedem sei eine eigene Meinung zugestanden. Aber um mit reinem Herzen darüber zu entscheiden, sollte man einfach ein Ticket buchen, nach Madrid fliegen und sich eine eigene Meinung bilden.

Wir treffen Pascal Nordlinger, einen französischen Jäger mit großer Passion für Spanien, in der Provinz Castilla la Mancha, rund drei Stunden südlich von der spanischen Metropole. Er hat sich in dieser Region niedergelassen und richtet dort Jagdreisen aus. Auf seinem Anwesen organisiert er individuelle Jagden (Pirsch und Ansitzjagden). Gesellschaftsjagden organisiert er gemeinsam mit Sergio Lopez und Paco Ojeda, beides passionierten Jäger, die insbesondere die Monteria lieben. Die erste Überraschung für die Angereisten: Man richtet nicht einfach mal eben eine Monteria aus. Um mehrere Dutzend Schützen in einem Revier zu vereinen – auch wenn es das eigene Revier ist – bedarf es eines detaillierten technischen Planes und der Genehmigung durch Funktionäre der regionalen Umwelt-Delegation (delegacion del medio ambiante), die zuvor akribisch eine Anzahl verschiedener Kriterien überprüfen wie beispielsweise die Gesamtfläche des Reviers (es bedarf eines Minimums von 500 Hektar pro Fläche, um überhaupt eine Monteria beantragen zu dürfen.) Auch die Populationsdichte jeder einzelnen Tierart, das Nahrungsangebot, die Wahrung des Naturschutzgebietes…

Sind alle Kriterien erfüllt, erhält der Revierinhaber einen technischen Jagdplan (plan tecnico de caza) für fünf Jagdsaisons in Folge, den er zu seinen Kosten zu erfüllen hat – mit einem Zuschuss des Umweltamtes der spanischen Polizeieinheit Guardia Civil. Findet die Treibjagd auf dem Gelände einer umzäunten Finca statt, ist nachzuweisen, dass die Umzäunung mindestens zwei Meter hoch und das Gelände mindestens 2000 Hektar groß ist. Es ist unnötig zu erwähnen, dass dies keine unüberwindbare Höhe für Hochwild ist und dass die Sauen darunter hindurch kriechen… Zudem jagt man oft auf Flächen, die gleich mehrere Tausend Hektar umfassen, von denen nur ein kleiner Bereich der Monteria dient. Pascal erklärt uns, dass uns morgen eine Fläche von 1.500 Hektar zur Verfügung steht, die nur ein kleiner Bereich des insgesamt 12.000 Hektar großen Geländes ist. Um diejenigen zu beruhigen, die nach wie vor Zweifel quälen, möchte ich darauf hinweisen, dass eine Monteria in jedem Revier nur einmal alle zwei bis drei Jahre stattfindet.

Endlich ist es soweit. Im Morgengrauen treffen sich alle Jäger an einem Café und bilden eine Autokolonne. Dann setzt sich die Karawane in Bewegung. Vor uns liegt rund eine Stunde Fahrt. Während wir unterwegs sind, wird es Tag und wir entdecken grandiose Landschaften, in denen sich fruchtbare Ebenen mit mal spärlich, mal schier undurchdringlich dicht begrünten Hügeln abwechseln. Wir durchqueren Dörfer, in denen wir auf andere Geländefahrzeug-Konvois treffen. Die Kleidung der Insassen lässt keinen Zweifel an ihrer Mission. Heute sind die Schützen auf Tour in Spanien. Endlich durchfahren wir ein große weißes Tor mit der Aufschrift: Coto privado de caza (privates Jagdrevier).

Das Profil unserer Reifen gräbt sich durch Steine und Schlamm, dann endlich erreichen wir die Finca, die in einer von leichtem Nebel verhüllten Talsenke liegt. Die milde Luft und das Vogelgezwitscher lassen uns fast vergessen, weshalb wir eigentlich hier sind. Zumal uns die Hausherrin auch noch in den Jagdsaal einlädt, wo ein reichhaltiges, von aufmerksamem Personal serviertes Frühstück auf uns wartet. Männer, Frauen und Kinder mischen sich unter die Gesellschaft und verbreiten ein wahrhaft mediterranes Flair… Draußen sind Pascal, Sergio und Paco zugange. Sie überprüfen die letzten Details einer penibel durchdachten Planung. Es gibt einen Platz für alles und alles hat seinen Platz. Es ist Zeit für die Lotterie. Die 38 Stände werden per Losverfahren vergeben. Sie sind auf unterschiedlichen Schützenlinien verteilt, wobei die hintere Linie das Wild am Abwandern hindern soll. Die Verteilung der Stände setzt eine genaue Kenntnis des Jagdreviers voraus. All das unter der Kontrolle und mit der Hilfe der Staatsvertreter, die den ganzen Tag über anwesend sind. Gegen elf Uhr gilt es, die letzte verbleibende Gruppe von Schützen auf die Stände zu verteilen. Ihre Schützeneinstände werden sich im Zentrum der Bestände befinden. Somit hat sich das Warten durchaus gelohnt, was einen der Schützen jedoch nicht davon abhält, die schlechte Organisation zu rügen. Kindliche Ungeduld…

Kurz vor Mittag erreichen wir unseren Stand, begleitet von einem Sekretär, der uns bei jagdlichen Aktivitäten unterstützen und für unseren Komfort Sorge tragen soll. Außerdem wacht er über die Einhaltung der zugeteilten Stände, notiert Wild und – das Wichtigste: Er überwacht unser Verhalten, um das Risiko von Unfällen zu minimieren. Perfekt. Wir haben Glück. Unser Schützenstand befindet sich auf einer felsigen Bergspitze, die man hier „Balkon-Stand“ nennt. Von hier aus offenbart sich ein Blick über mehrere hundert Hektar Fläche und die Möglichkeit, in einem 360 Grad-Radius anzulegen. Schon hallen die ersten Schüsse von den Bergwänden wider und das Geläut der Hunde lässt die Spannung steigen. Rund 300 vierbeinige Jagdhelfer sind an diesem Tag geschnallt. Das mag viel klingen. Man muss jedoch die extrem dichte Vegetation und die mit 1500 Hektar immens große Fläche in Betracht ziehen. All das mit Wild, das seit drei Jahren nicht mehr bejagt wurde. Rund 50 Hundeführer und Treiber begleiten und unterstützen die Hunde. Action ist garantiert.

Uns Novizen fällt es schwer, ruhig Blut zu bewahren. Plötzlich erklingt das Echo des Hundegeläuts vom Gegenhang. Der Sekretär flüstert „Jabali“ und kurz darauf durchdringt eine rothaarige Kugel den grünen Eichenwald und kommt genau auf uns zu. Es wird ein erster Schuss angetragen, ohne Erfolg. Gefolgt von einem zweiten und schließlich einem dritten, der die erste Sau unserer Monteria streckt. Ein Dutzend Podencos stürzt sich sogleich auf die junge Bache. Wir greifen schnell ein, um die Hunde daran zu hindern, unser Stück Wild zu verschlingen. Dann setzen wir die Jagd fort. Überall fallen Schüsse, was die Spannung auf einem hohen Level hält; nochmals intensiviert von den aufmunternden Rufen der Hundeführer, die ihre Meuten exzellent führen. Die Schützen sind in Hochstimmung. Von unserem Felsen aus machen wir immer wieder große flüchtige Hirsche aus, die versuchen, zu entkommen. Doch die Schützen sind an strategisch guten Stellen platziert und so schließt sich die Falle unerbittlich. Ein Hirsch nähert sich dem uns benachbarten Schützen, was wir mit unserem Fernglas genau verfolgen können. Er trägt drei Schüsse an. Der erste scheint den großen Geweihträger zu treffen, doch dieser läuft weiter, bevor er dann doch verharrt. Er ist mehr als 300 Meter weit von uns entfernt. Somit befindet er sich außer Sichtweite des Jägers, aber in einer perfekten Position für uns. Die Büchse wird auf den Schießstock gelegt, der Entfernungsmesser gibt 310 Meter mit 60 Zentimeter Korrektur an. Das Leuchtkorn wandert. Der angetragene Schuss trifft das Stück an der Schulter. Es setzt seinen Weg noch kurz fort, bleibt dann stehen und wird von einem zweiten Schuss getroffen. Ein unvergesslicher Moment. Der Sekretär ist außer sich vor Freude und teilt uns mit, dass wir nun noch zwei Hirsche erlegen dürfen, falls sich die Gelegenheit dazu bietet. In der Tat unterscheidet sich die Monteria von unseren Treibjagden, zumal sie pro Schützenstand weitaus mehr Stücke Wild zum Abschuss freigibt. An diesem einen Jagdtag haben wir die Möglichkeit, drei Hirsche (unabhängig von der Größe ihres Geweihs), eine unbegrenzte Zahl an sind ausgenommen. Das schreibt das spanische Jagdgesetz vor. Wie bereits oben erwähnt: andere Länder, andere Sitten.

Nach der Entnahme dieser beiden Stücke ist es verhältnismäßig still in den Bergen. Die Meuten entfernen sich, stets begleitet von den Hundeführern. Immer wieder fallen Schüsse, die unsere Aufmerksamkeit bannen. Am Himmel zieht rund ein Dutzend Gänsegeier Kreise. Sie nutzen die thermischen Fallwinde und freuen sich sicherlich schon auf die Mahlzeit, die sie erwartet.

Eingelullt vom Anblick des Merkurs, der kontinuierlich aufwärts wandert, fallen wir in eine Art Dämmerschlaf, der einem schönen Stück Schwarzwild das Leben rettet. Schließlich verriet ihn das Geräusch sich bewegender Steine. Jedoch zu spät, um einen sicheren Schuss anzutragen. Wir müssen uns zusammenreißen und während sich die Hunde nähern, nimmt das Geläut einer Meute auf einmal eine überwältige Lautstärke an. Der Sekretär gibt uns ein Signal und schon erblicken wir einen Hirsch. Das Gewehr ist geschultert und das Leuchtkorn folgt dem Körper des flüchtigen Stücks, doch dann verdecken es Büsche und Bäume. Nun erhöht sich der Vergrößerungsfaktor auf 1 und schon geht alles besser. Das Blickfeld ermöglicht eine Vorausschau und schon fliegt die Kugel EVO, Kaliber 308 Win, die den Hirsch direkt vor seinen Verfolgern streckt. Der Hundeführer eilt herbei und bringt seine hungrigen Raubtiere unter Kontrolle, damit sie nicht die Schenkel des Hirsches herausreißen.

Die Jagd kann weitergehen und laut Ablaufplan, bleibt uns noch eine Stunde. Als die Hunde den Bergkamm erreichen, machen sie erneut eine Sau hoch, die direkt auf uns zukommt. Es handelt sich um einen Keiler, der nicht bereit ist, sein Leben ohne Kampf zu lassen. Er liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der rund 30-köpfigen Hundemeute. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt als erneut Buschwerk und das Grün der Eichen die Sicht erschweren. Jeder jetzt angetragene Schuss würde die Hunde gefährden. Wir müssen abwarten. Nach gut 15 Minuten gehen dem Keiler die Nerven durch. Er attackiert die Hunde mit einer Gewalt, die die Meute auseinandertreibt. Der Keiler zieht davon. Er zieht in eine Felsschlucht, in der wir innerhalb weniger Sekunden erfolgreich drei Schüsse antragen können. Das reicht, um den sehr schönen Keiler mit seinen imposanten Waffen sauber zu strecken. Die Hunde waren tapfer – zum Glück ist kein Verletzter zu beklagen.

Dann wird über die Talkies das Ende der Jagd verkündet. Schon tauchen – wie aus dem Nichts – die Mulis auf. Sie dienen der Bergung des erlegten Wilds in schwer zugänglichem Gelände. Für alles andere sind die Geländewagen zuständig. Bei der hohen Anzahl an Schüssen dürfte die Größe der Strecke beachtlich sein und das ist sie auch. Alle Schützen werden eingesammelt und wir treffen alle wieder, mit denen der Jagdtag morgens gemeinsam begann. Jeder berichtet von seinen Erlebnissen – wobei niemand mit Übertreibungen geizt… Das gehört einfach zu der Jagd unter der Sonne Spaniens.

Der Tag klingt mit einer leckeren Mahlzeit aus. Es gibt landestypische Spezialitäten. Danach wird die Strecke präsentiert. 128 Stück Wild. Vor allem Hirsche. Diese Form der Jagd entspricht der lokalen Tradition, wenn auch nicht den Kriterien, die in den nördlicheren Ländern Europas gelten. Wieder ist ein Staatsvertreter im Einsatz und ein Tierarzt, der jedes Stück begutachtet, bevor es in das bereitstehende Kühlfahrzeug verladen wird.

Unerbittlichkeit, Disziplin, Tradition und Geselligkeit: Das sind die Eindrücke, die wir nach unserer ersten iberischen Jagderfahrung mit nach Hause nehmen. Falls auch Sie Interesse daran haben, eine Jagd zu erleben, die zahlreichen Vorurteilen unterliegt, dann zögern Sie nicht, für nächsten Winter ein Treffen mit Pascal, Sergio und Paco zu vereinbaren. Danach werden Sie nicht nur die Monteria mögen, sondern sogar bewundern und Sie werden als Kunden kommen und sicherlich als Freunde gehen.

Produktinformationen

Zielfernrohre

Leica Magnus 1-6.3×24 i

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