Immer mehr Jägerinnen und Jäger nehmen einen Fotoapparat oder eine Videokamera mit auf die Jagd – um ihren Jagdalltag festzuhalten und ihre Social-Media-Kanäle mit Inhalten zu befüllen. Das ist gut, weil es die Jagd ins öffentliche Licht rückt – allerdings gilt es dabei einiges zu beachten.
Es ist nicht die perfekte Ausrüstung, die ein gutes Foto ausmacht. Ein paar technische Handfertigkeiten, das Gespür für den richtigen Moment und auch das Verständnis für ethisch und politisch vertretbare Bilder gehören zum Handwerkszeug jedes ambitionierten Fotojägers. Dass der allzu unachtsame Umgang mit respektlosen Bildern einzelnen Personen und vor allem der Jagd als solcher großen Schaden zufügen kann, ist bekannt, doch nicht jedem ist dies immer so bewusst.
1. Grundlagen der Fotografie beherrschen
Auch wenn die meisten Smartphone-Kameras mittlerweile (fast!) alles allein machen und die Fotos bereits so optimieren, dass ein halbwegs vernünftiges Bild dabei herauskommt, sollte man sich, bevor man startet, einmal mit den Grundlagen der Fotografie beschäftigen.
Die Belichtung eines Fotos ist das A und O der Fotografie, die wiederum von drei Parametern bestimmt wird: der Verschlusszeit, der Blende und der ISO-Zahl (also der Lichtempfindlichkeit des Bildsensors). Je nach Motiv und Umgebungslicht sollten die Werte so gewählt werden, dass sie die Bildaussage unterstützen und das Foto aussagekräftiger machen.
Die gewählte Blende hat vor allem Einfluss auf die Schärfentiefe und die Belichtung des Motivs. Bei gleicher Verschlusszeit wird das Motiv dunkler, je geschlossener die Blende gewählt wird, und heller, je offener die Blende ist. Eine offene Blende führt jedoch dazu, dass sich die Schärfentiefe verringert und das Motiv im Bereich außerhalb der Entfernungseinstellung unscharf wird. Dies verleiht dem Foto insgesamt mehr Tiefe und fokussiert den Betrachter auf die wichtigen Elemente des Bildes. Eine geringe Schärfentiefe eignet sich vor allem bei Motiven im Nahbereich und bei Motiven, die sich durch einen großen Abbildungsmaßstab auszeichnen. Bei Landschaftsmotiven etwa ist dagegen eher eine große Schärfentiefe hilfreich für das Gelingen eines Fotos.
Neben der Blende bestimmt die Verschlusszeit die Bildwirkung entscheidend und ist entsprechend zu wählen. Grundsätzlich gilt: Je bewegter das Motiv ist (z. B. Jagdhunde in Aktion), umso kürzer sollte die Verschlusszeit gewählt werden, um das Motiv nicht zu verwackeln.
Die dritte Komponente einer richtigen Belichtung ist die Einstellung der korrekten ISO-Zahl. Grundsätzlich gilt: Je höher die ISO-Zahl gewählt wird, umso weniger Licht wird benötigt, um das Bild richtig zu belichten. Jetzt könnte man meinen, dass eine grundsätzlich hoch eingestellte ISO-Zahl hilfreich sei, jedoch hat dies auch Nachteile. Ist die ISO-Zahl nämlich zu hoch gewählt, wirkt das Bild „verrauscht“, d. h. kontrastarm und unscharf.
2. Das Licht korrekt einschätzen
Das Umgebungslicht ist eines der wichtigsten Faktoren beim Fotografieren und entscheidet oftmals darüber, ob das Foto wirklich gut ist oder eher langweilig wirkt. Je nach Motiv ist es entscheidend, aus welcher Richtung das Umgebungslicht kommt. Fällt das Licht von hinten auf das Motiv, sprich man von Frontallicht bzw. bei hohem Sonnenstand in der Mittagszeit von Auflicht. Kommt es von der Seite, nennt man dies Seiten- oder Streiflicht, und kommt das Licht aus Richtung des Motivs, erreicht man damit die typischen Gegenlichtaufnahmen.
Das Fotografieren mit Frontal- bzw. Auflicht ist sicherlich die einfachste Form der Fotografie, da das Motiv gut ausgeleuchtet ist. Allerdings sind damit wenig sichtbare Motivstrukturen zu erkennen und eine plastische, dreidimensionale Wiedergabe des Motivs ist nicht so gut möglich. Kommt das Licht dagegen von der Seite, erhält man gut erkennbare Schatten und Strukturen und dadurch eine plastischere Wiedergabe des Motivs. Befindet sich die Lichtquelle hinter dem Motiv, entsteht ein sichtbarer plastischer Effekt, und man kann beispielsweise die Strukturen des Motivs gut erkennen. Allerdings stellt das Gegenlicht Kamera und Fotograf häufig vor große Herausforderungen und ist meist nicht so einfach umzusetzen.
Die günstigsten Lichtverhältnisse bieten die Abend- und Morgenstunden kurz vor Sonnenuntergang bzw. -aufgang. Diese sind lichttechnisch gesehen ideal. Morgens ist das Licht ganz weich und besonders für romantische, atmosphärische Stimmungen geeignet. Abends beginnt das Sonnenlicht ein bis zwei Stunden vor dem Sonnenuntergang seine volle Wirkung zu entfalten. Hier nimmt das Licht eine wärmere, rötliche Tönung an, und die Kontraste zwischen Hell und Dunkel werden stärker, sodass die Konturen besser zu erkennen sind. Dieses Licht eignet sich ganz besonders für Landschaftsaufnahmen wie z. B. Hochsitzaufnahmen.
3. Abwechslungsreiche Motive finden
Welche Motive für einen Jagdfotografen persönlich wichtig sind und auf seinen Social-Media-Kanälen gezeigt werden, sollte er für sich selbst entscheiden, doch sollte er sich immer darüber im Klaren sein, dass dies auch die Fotos sind, die ein Außenstehender mit ihm assoziiert, ohne dass dabei seine Persönlichkeit bekannt wäre. Ob man jetzt die aktuell viel diskutierten Erlegerfotos zeigt oder ganz darauf verzichtet, das bleibt einem selbst überlassen und hängt mitunter auch vom persönlichen Umfeld ab, doch sollten diese Fotos immer wieder besonders sorgfältig, mit viel Wert auf stimmige Details und vor allem mit Respekt vor dem erlegten Tier fotografiert werden. Oftmals reicht bereits ein unglücklich fotografiertes Bild, der falsche Gesichtsausdruck oder eine missverständliche Pose aus, um den guten Eindruck, den man bislang gemacht hat, zunichtezumachen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Fotomotive, die zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich unsere Leidenschaft für die Jagd ist und dass wir Jäger mit wachen und offenen Augen durch die Natur gehen. Es sind oftmals die Details und die Kleinigkeiten, die wir erkennen und entdecken, sei es der Feuersalamander auf dem Weg zum Hochsitz oder die traumhafte Lichtstimmung im morgendlichen Wald.
4. Perspektive wechseln
Ist das Motiv gut gewählt, kommt es oftmals auf die richtige Perspektive an, aus der man fotografiert. Grundsätzlich sollte sich die Kameraposition immer auf Augenhöhe des Motivs befinden (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel), dies bedeutet aber auch, dass man sich – wenn man z. B. Jagdhunde fotografieren möchte – auch auf Augenhöhe des Hundes begeben sollte und die Schärfe des Fotos auf die Augen des Hundes legt.
Oft ist es aber insbesondere ein Perspektivenwechsel, der ein Motiv interessant macht. Ein dramatisch von schräg unten fotografierter Jäger, der sich an seine Beute heranpirscht oder die Leiter erklimmt, bringt Abwechslung in das Profil. Auch die Sicht von oben, etwa auf einen im Anschlag liegenden Jäger, erweist sich vielmals als spannend und neu. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und manchmal bringt ein neuer Blickwinkel ganz überraschende Ergebnisse. Man sollte aber dabei immer darauf achten, dass die Proportionen des Körpers (Beine in Proportion zum Oberkörper und umgekehrt) halbwegs stimmen, ansonsten sieht es unnatürlich aus, und es kommt zu perspektivischen Verzerrungen.
5. Bildaufbau und -gestaltung
Ein häufiger Fehler beim Fotografieren ist, das Hauptmotiv des Fotos (den Hochsitz am Waldrand oder den pirschenden Jäger im Wald) zentral zu positionieren. Dies wirkt oft allzu statisch und zu langweilig. Um Spannung im Bild aufzubauen, ist es wichtig, sich mit ein paar Grundregeln des Bildaufbaus wie dem Goldenen Schnitt oder – wer es einfacher mag – der Drittelregel auseinanderzusetzen. Hier wird die Positionierung des Motivs an ein bestimmtes Gestaltungsraster angepasst und die Anordnung der einzelnen Bildelemente danach ausgerichtet. Diese Anordnung führt in der Regel zu einem interessant und harmonisch komponierten Foto.